Anleitung zum Waldbaden & Bäume umarmen

Marcel Leeb • 11. Mai 2019
Habt Ihr gewusst, dass in Japan WALDBADEN eine offiziell anerkannte Therapieform ist? Sie wird dort Shirin-Yoku genannt. Menschen verbringen Zeit in Wäldern, saugen das satte Grün auf und die heilenden Kräfte des Waldduftes. (1)

Waldbaden ist für mich das absolute Anti-Stress-Programm und gleichzeitig eine Inspirationsquelle für großartige Ideen. Das Hirn fängt an auf „Standby“ zu schaltet und das Tagträumen entfaltet seine Kraft. Nicht selten haben meine Klienten beim Waldbaden Geistesblitze und mir geht es genauso.

Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben schreibt in GEO zum Thema Waldbaden: „Viele Untersuchungen zeigen, dass die Natur eine heilsame Wirkung auf uns ausübt — auf die Stimmung wie auf den Körper. Gerade Waldspaziergänge entfalten messbare Effekte. Sobald wir einen Forst betreten, schlägt unser Herz ruhiger, der Blutdruck sinkt, im Körper zirkulieren weniger Stresshormone. Blätter entfalten ihre Heilkraft allein schon, wenn wir sie ansehen: Das Grün wirkt offenbar beruhigend auf Körper und Psyche. Neuere Forschungen belegen gar, dass bestimmte Duftstoffe, die die Bäume ausdünsten, unser Immunsystem stärken. So steigt nach Aufenthalten im Wald die Anzahl wichtiger Abwehrzellen messbar an.“ (2)

Am besten lässt sich die Wirkung des Waldbadens dann wahrnehmen, wenn man das Bad alleine und ungestört genießt. Dabei gibt es zwei Zauberwort, die der Schlüssel zum „Erfolg“ sind, nämlich „langsam“ und „ziellos“. Einfach in den Wald setzen und nichts tun. Am besten sitzt oder liegt es sich unter einem Baum oder am Rande eines Baches. Eine wunderbare Erfahrung. „Being statt doing“ heißt die Devise. Einfach mal sein.

Bei mir ist das so, dass ich manchmal jedoch erst einmal „leer“ werden muss, bevor ich zur Ruhe kommen kann. Dann will erst mal etwas raus, dann habe ich das Gefühl erst aktiv sein zu müssen, damit ich dann in die Entspannung übergehen kann. In diesen Momenten verliere ich mich gerne im Staudamm bauen. Schon als Kind habe ich es geliebt und auch heute genieße ich es die Finger in einen kalten Gebirgsbach zu versenken und den Fluss der Dinge zu verändern, so lange bis ich wohlig müde werde. Zeit spielt keine Rolle in diesen Momenten...sie fällt aus dem Raster. Das ist der Punkt, wo ich weiß, dass ich im Wald angekommen bin. Das sonst so wichtige wird bedeutungslos. Ab diesem Punkt kann ich dann entspannt ins Waldbaden übergehen.

Wenn ich mit meinen Coaching-Klienten waldbaden gehe, dann gebe ich ihnen (k)eine Aufgabe. Das sorgt oft im ersten Moment für irritierte Gesichter, denn viele wünschen sich eine konkrete Anleitung, was es jetzt zu tun gibt. Mehr als die folgende Beschreibung gebe ich jedoch nicht vor. „Ihr habt eine Stunde Zeit. Lasst Rucksack, Uhren, Handys, Schreibmaterial, Bücher und alle anderen Utensilien hier zurück. Ihr dürft eine Trinkflasche und Eure Isomatte mitnehmen. Geht im Wald spazieren. Geht alleine und bleibt allein. Lasst Euch Zeit. Es gibt nichts zu tun. Lasst den Moment entscheiden, was im nächsten Moment passiert. Kommt nach einer Stunde wieder an unseren Ausgangspunkt zurück. Es wird kein Signal geben. Verlasst Euch auf Eure Intuition.“
Ich muss an diesem Punkt nicht schreiben, dass viele Klienten wie verwandelt zurückkommen. Die Rückkehr ist dann der Ausgangspunkt, um mit ihnen auf einer anderen Ebene coachen zu können. Sie sind „Gefäße“, die mit neuen Impulsen gefüllt werden können....

Nimm' Dir vor dem Weiterlesen einfach eine Auszeit für ein kurzes Waldbad.

Ich bin am Rande des Spessart groß geworden. Man fällt quasi aus der Haustür und landet in der Natur, wo das Grün die beherrschende Farbe ist und die Waldesruhe die Welt des Lärms zurückdrängt. Der Wald war schon immer mein liebster Spielplatz und ein Ort zum Kräftesammeln. Ich habe das Gefühl, dass der Wald mich (energetisch) reinigt und der angestaute Stress im Erdboden versinkt. Als Kind habe ich es geliebt BÄUME zu UMARMEN, bis es hieß, dass es "uncool" sei.

Heute, als erwachsener Mann, umarme ich wieder Bäume, einfach weil es mir gut tut. Mit beiden Armen greife ich um den Baumstamm, lege meinen Kopf an den Stamm und nach einer Weile auch die Brust und dann den ganzen Oberkörper. Irgendwann schmiege ich mich komplett an den Baum und lege die Wange sachte an die Rinde.

Den Baum habe ich zuvor mit Bedacht ausgewählt. Ich frage vorher jeden Baum (laut oder leise), ob ich die Erlaubnis bekomme ihn zu umarmen...dann warte ich, was ich intuitiv wahrnehme. Manche Bäume haben keine Lust (glaube ich zu spüren), andere brauchen ein bisschen Zeit und sagen dann ja. Ich finde es ehrlich gesagt amüsant mich in Gedanken mit Bäumen zu unterhalten, eben weil es für viele ungewöhnlich scheint. Es ist ein langsamer Prozess...nicht jedes ja oder nein kommt sofort. Das langsame Tempo beruhigt mich.

Wenn ich dann einen Baum umarme und mich ganz anschmiege, dann werde ich ruhig, sehr ruhig. Der Atem wird langsamer und ich entspanne mich. Es kommt der Punkt, wo ich das Gefühl habe mich komplett fallen lassen zu können und die Kraft des Baumes beginnt mich zu tragen. Der Atem wird leichter und gefühlt verschwimmen die Kräfte des Baumes und die meinen. Es gibt Momente des gefühlten Einsseins. Klingt verrückt, fühlt sich für mich aber so an.

Es gibt Phasen im Leben, wo ich wirklich müde und mürbe bin, überarbeitet, erschöpft. Wie jeder andere auch. Aber nach diesem Ritual einer intensiven Baumumarmung fühle ich mich immer leicht und beginne wieder zu lächeln, so als ob das Leben wieder in meinen müden Geist und Körper zurück fließt. Ich glaube der Baum fungiert wie ein Blitzableiter. Er leitet die alte und müde Energie aus dem Körper und tauscht sie durch frische Kraft aus. Am besten funktioniert das für mich mitten im Wald, dort wo die Welt vor sattem Grün, Walddüften und Naturgeräuschen nur so strotzt.

Dieses innere Gefühl wieder energetisch aufgeladen zu sein, es bringt mich am Ende des Umarmungsrituals jedes Mal zum lächeln. Mit diesem Lachen begegne ich dann der Welt und es dauert nicht lange, da kommt das Lachen zu mir zurück, denn es zeichnet sich auf den Gesichtern meiner Gegenüber ab.

Eine wichtige Anmerkung noch zum Schluss. Ich empfehle dem Baum, wenn möglich etwas zurückzugeben. Das kann etwas Gegenständliches sein oder Worte des Dankes. Es geht um die Geste. Ich entscheide mich meistens für Segenswünsche wie zum Beispiel:

Mögest Du immer wohl genährt sein.
Mögest Du immer genügend Wasser zur Verfügung haben.
Mögest Du vor Schaden und Sturm bewahrt bleiben.
Mögest Du sicher sein.
Mögest Du immer genügend Licht zur Verfügung haben.
Mögen Dir Menschen und Tiere immer mit Respekt begegnen.
etc. etc. etc.

Ich kann jedem WALDBADEN und BÄUMEUMARMEN von HERZEN empfehlen. Gerade Managern und Menschen mit Verantwortung. Es ist eine Zeit zum Kraft tanken und bei sich selbst anzukommen. Und aus dieser frischen Qualität heraus lassen sich verantwortungsvolle und tragende Entscheidungen treffen.

Es gibt Dinge, die mich wieder persönlich in die Balance bringen. Dazu gehören Meditation Sport, Waldbad oder eben Bäume umarmen...alle Varianten kann ich empfehlen.

Möget Ihr den Mut haben Bäume zu umarmen und im Wald zu baden.
Möget Ihr dadurch Entspannung erfahren.
Mögen der Austausch Euch Kraft und Gelassenheit schenken.
Möget ihr dadurch gesund bleiben.
Möget ihr dabei genauso viel Spaß haben wie ich.

Alles Gute und ein kraftvolle Zeit in der Natur.

Euer Coach, Marcel  Leeb
facebook.com/DerHuettencoach/
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Bäume umarmen? Für viele klingt das nach esoterischem Klischee. Doch in meiner Arbeit als Systemischer Coach in freier Natur sind Bäume weit mehr als Teil einer schönen Landschaft oder Symbole für Kraft und Beständigkeit – sie sind kraftvolle Partner für echte, handfeste Veränderung. Falls diese Sätze Dich zum Schmunzeln bringen, hab‘ den Mut weiterzulesen, denn jetzt wird es konkret: Wissenschaftlich belegt: Baumkontakt beruhigt Körper und Geist Studien zeigen, dass Aufenthalte im Wald messbare positive Effekte auf unsere Physiologie haben. So können sie den Blutdruck und den Puls senken sowie die Herzratenvariabilität erhöhen, was auf eine gesteigerte Entspannungsfähigkeit hindeutet. Zudem wird die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin reduziert, und das Nervensystem schaltet auf Regeneration um. Waldbesuche scheinen sich auch positiv auf die Aktivität natürlicher Killerzellen im Körper auszuwirken. Dieser Effekt soll sogar mehrere Tage anhalten. [1] Waldaufenthalte oder das populär gewordene Waldbaden – inkl. direktem Wald- und Baumkontakt – sind keine esoterischen Handlungen, sondern ein Weg zurück zu unserer menschlichen Natur. Bäume als Co-Coachs: Praktische Anwendungen im Coaching In meinen Coachings nutze ich die Interaktion mit Bäumen gezielt, um Klienten dabei zu unterstützen, wieder in Kontakt mit ihrer eigenen (inneren) Natur zu kommen. Hier einige Methoden: Anlehnen und Loslassen: Sich mit dem Rücken oder der Schulter an einen Baum zu lehnen, vermittelt ein Gefühl des Gehaltenseins. Klienten können dabei üben, loszulassen und Schwäche zuzulassen, während sie sich von der Stabilität des Baumes tragen lassen. Wir üben damit Qualitäten, die wir in unserem (Business) Alltag kaum oder gar nicht leben dürfen, geht es doch viel zu oft um das Führen, das Machen und Stärke beweisen. Aber wann ist einmal Zeit für den Gegenpol? Hand- und Fußmassagen: Die raue Borke eines Baumes eignet sich hervorragend für eine Handmassage, bei der Handflächen, Finger und Handkanten stimuliert werden. Barfuß über freiliegende Wurzeln zu gehen, wirkt wie eine natürliche Fußreflexzonenmassage und fördert die Erdung und die (körperliche) Verbindung zu sich selbst. Diese Übung ist eine sanfte Hinführung zum direkten Kontakt mit der Natur. Auf eine Naturlandschaft zu schauen tut gut, die Natur direkt zu fühlen ändert alles. Achtsamkeitsübungen mit Bäumen: Bei Atemübungen in Verbindung mit einem Baum nutze ich gerne den Satz „Ich lass‘ los.“ und flechte ihn in die Beobachtung der Atmung wie folgt ein: „Einatmen: Ich. Ausatmen: Lass los.“ In Verbindung mit dem physischen Kontakt zum Baum können Klienten dabei tiefe Entspannung und Präsenz erfahren. Wichtig ist, nicht im Kopf beim Formulieren des Satzes zu bleiben, sondern wirklich physisch den Körper dabei zu unterstützen, loszulassen. Beim Ausatmen bewusst die Schultern fallen zu lassen, fördert den Loslass-Prozess. Hingabe und Fallenlassen üben - freiwilliges Zusatzangebot für Mutige!: Wer sich wirklich auf die Natur, auf sich und auf das Leben einlassen möchte, kann sich nicht nur an einen Baum anlehnen, sondern bewusst mit Bauch, Brust oder Wange an den Baum schmiegen. Die Arme um den Baum legen, sich sanft hineinfallen lassen – und so zwei weitere Qualitäten üben, die in unserem Leben oft zu kurz kommen: Hingabe – sich voll und ganz einer Erfahrung öffnen, ohne Widerstand. Fallenlassen – die eigene Rüstung ablegen, Vertrauen üben, sich sicher und gehalten fühlen.  Für viele Klienten ist das eine überraschend tiefgehende Erfahrung. Es geht nicht darum, einen Baum zu „umarmen“, sondern sich bewusst auf das Gefühl einzulassen, getragen zu werden – ohne Erwartungen, ohne Bewertung
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Wenn wir uns wirklich verändern wollen, brauchen wir Mut. Mut, uns auf intensive Prozesse einzulassen. Mut, mehrere Tage am Stück mit uns selbst zu verbringen. Am besten in und mit der Natur. Ich nenne es liebevoll „Strecke machen". Unsere Welt ist geprägt von Hektik und einer Flut an äußeren Reizen. Viele Menschen suchen nach Veränderung, nach der eigenen Mitte, nach einem klareren Blick auf ihr Leben – doch oft bleibt es bei einem kurzen Impu ls, einer Erkenntnis, die schnell wieder im Alltag untergeht. Was wir wirklich brauchen, ist eine neue Art von Coaching. Was wir wirklich brauchen ist Raum. Raum für tiefe Reflexion, für nachhaltige Transformation, für echte Veränderung. Und genau hier setzt Systemisches Coaching in der Natur an – nicht als sanfte Spazierbegleitung, sondern als intensiver, tiefgehender Prozess. Es geht darum, „Strecke zu machen – im Außen und im Innen. “ Warum intensives Coaching in der Natur so kraftvoll ist Ein Coaching von 60 oder 90 Minuten alle paar Wochen kann wertvolle Impulse liefern, aber es bleibt oft an der Oberfläche oder die Anfangs-Dynamik lässt schnell nach. Wirkliche Veränderung braucht Tiefe, Zeit und ein bewusstes Herauslösen aus dem Alltag. Genau das bieten intensive Formate wie z.B.: drei Tage 1:1 Coaching und Rauszeit in den Bergen in kraftvoller Natur eine Woche Wandercoaching ohne digitale Vernetzung, in einer bewussten Gemeinschaft  zehn Tage zu Fuß unterwegs abgeschieden an den wilden Küsten Europas Diese Art des Coachings ist anders. Es fordert heraus. Es bringt Menschen an ihre Grenzen – aber genau dort liegt der Schlüssel zur Transformation. Wer sich auf eine mehrtägige (R)Auszeit einlässt, hat die Chance, nicht nur im Außen, sondern auch in sich selbst neue Wege zu entdecken. Der Weg entsteht beim Gehen. Das betrifft vor allem auch den inneren Weg des Übergangs vom Alten zum Neuen. Raus aus dem Alltag, rein in den Übergang, hin zum Neuen Es geht nicht nur darum, draußen zu sein. Es geht um die Bewegung, das Dranbleiben, das konsequente Weitergehen – auch wenn es anstrengend wird. Die Natur selbst lehrt uns Durchhaltevermögen und Anpassungsfähigkeit. Während wir durch Berge, Wälder oder entlang der Küsten wandern, werden innere Prozesse angestoßen. Wandern bringt Klarheit: Der Rhythmus der Schritte, das Atmen der frischen Luft, das Gehen über Stunden hinweg – oft auch in Stille – all das hilft, Gedanken zu sortieren und neue Perspektiven zu gewinnen. Die Distanz zum Alltag schafft Raum: Kein Handy, keine Verpflichtungen, keine Ablenkung. Diese Unterbrechung ist essenziell, um alte Muster zu erkennen und loszulassen. Mehr Abstand als beispielsweise bei einer Hüttentour abgeschieden in den Bergen, kann man in Europa fast nicht erleben. Tiefe Gespräche in der Natur haben eine andere Qualität: Ohne Schreibtisch oder künstliche Umgebung wird das Coaching ehrlicher, roher, unmittelbarer. Arbeiten mit dem, was ist, heißt die Devise. Hierzu bietet uns die Natur Symbole, Naturmetaphern, Naturmaterialien oder ganz besondere Kraftorte an, die wir ganz natürlich und intuitiv nutzen können. Die Natur reicht uns die Hand, damit wir Wesentliches wieder erkennen. Wir brauchen viel weniger als wir denken, auch und gerade zum Finden von Antworten.
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